Greis

Zur Zeit arbeite ich u.a. an einer Zweiergruppe von Skulpturen, deren eine einen bettlägrigen Greis darstellt. (Das weibliche, gesundheitlich wesentlich stabilere Pendant ist unter dem Titel “Ungeduldige Geduld” bereits fertig.

Die ursprüngliche Idee zum Greis habe ich flugs direkt in marmorierten Stuck gearbeitet. Gleichzeitig wollte ich hier eine erste “diskontinuierliche Plastik” anlegen.

UrGreis

Nach längerem liegenlassen war mir das zu karrikaturenhaft.

Während des erneuten Modellierens eines Entwurfs des Kopfs nun in Ton entsteht mir zunächst wieder und wieder ein Bild meines Schwiegervaters, der tatsächlich bettlägrig ist.  Ich wehre mich dagegen, versuche es erneut. Dann entsteht ein allzu germanischer Kopf mit hoher Stirn, ziemlich rechteckig in der Draufsicht, starke Kiefermuskuskatur, und mir wird klar, dass ich während des Modellierens in Gedanken an die Greise der Gegenwart imer an ihre mögliche NS-Vergangenheit denke. Neuer Versuch, immer noch germanisch, aber ich denke, es könnte in eine deutliche aber bosheitsfreie Richtung gehen:

2013-03-21_09-56-33 Greis_Ton_01

Hier wie bei der älteren Dame, der “(Un)Geduld”, ist der Ausgangspunkt ein latent aversiver Karrikaturgedanke. Und ich arbeite mich zu einer wertfreien, durch die intensive Auseinandersetzung evtl sogar zugeneigten, auch dem unsympathischen zugeneigten, Haltung durch.

Einige Zeit später:

Greis

 

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